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Western Australia - Auf dem Gunbarrel Highway

Tankstelle am Warrakurna Roadhouse. Das Benzinschnüffeln ist sehr verbreitet in den Aborgininal communities. Dies erklärt die aufwendig geschützten Zapfsäulen. Hier sei der beste Platz, um sich nach dem aktuellen Zustand des Gunbarrel zu erkundigen, schreibt der Lonely Planet Outback Australia. Das tun wir dann auch. "Good" antwortet der Betreiber des Roadhouses ausführlich, ja geradezu detailverliebt.

"Lennies Cat Cage" an der Giles Meteorological Station schützt den Original Gunbarrel Grader vor gierigen Schräubchenjägern. Die Errichtung der Wetterstation war eine der Beweggründe für die Erstellung der Straße. Zuverlässige Wetterdaten waren wichtig, die Staubwolke sollte ja nicht etwa nach Adelaide ziehen, wenn die britischen Atompyromanen ihre "nukes" testeten. Für die Straßenerstellung wurden drei Fahrzeugtypen verwandt, vorne Len Beadell im Land Rover beim "bush bashing" (querfeldein fahren, in diesem Fall möglichst geradeaus). War der Weg gefunden, räumte der Bulldozer die Bäume und Sträucher aus dem Weg, und hinterher fuhr der Grader und bereitete einen Weg. Das wenigstens in den heißesten Mittagsstunden Schatten spendende Dach erhielt der Fahrer übrigens erst nach dem ersten Sommer im Busch.

Daß Len Beadell auch einen erstklassigen Comiczeichner abgegeben hätte, sieht man hier im Ausstellungsraum der Giles Meteorological Station. Warum ihm sein knochenharter Job im Busch lieber war, wird uns in den nächsten Tagen erst richtig klar werden.

Spuren im Sand entlang der Great Central Road.

Bremach Great Central Road

Die ersten 250km im Northern Territory sind recht holprig und auch ein wenig gefährlich, weil das Waschbrett, das zügige Fahrweise verlangt immer wieder durch tückische Weichsandpassagen und Bulldustlöcher unterbrochen wird. Ab der Grenze zu WA haben wir Glück, der Grader ist erst vor kurzem gefahren und wir reisen bis Warburton völlig entspannt mit 85km/h.

Bremach Gunbarrel Highway

Das ändert sich schlagartig, als wir abbiegen zum originalen Gunbarrel. Die Piste wird zum knüppelharten Track, in den folgenden zwei Tagen wird die Durchschnittsgeschwindigkeit auf weniger als 25km/h sinken. Wie hätte unser Freund Peter da gesagt: 's ischt ruuch gsi, aber schön!

Bremach Gunbarrel Highway Trailer

Sehr viele Australier sind mit Geländewagen und Anhänger unterwegs. Viele der Wohnanhängsel überstehen jedoch die Tortour der Corrugations nicht. Entlang des Gunbarrel zählen wir mindestens vierzehn zurückgelassene Anhängerwracks. Dieses hier wurde offensichtlich erst vor kurzem zurückgelassen, die Deichsel war gebrochen.   

Kreuzung im Outback. Zwischen Warburton und dem kleinen Nest  800km weiter westlich wartet nur noch ein Außenposten der Zivilisation auf uns, die Carnegie Homestead, ein Bauernhof, etwa auf halbem Wege. 

Bremach Gunbarrel Len Beadell's Tree

Einer von Len Beadells Trees. Immer an auffälligen Bäumen hat er seine Wegmarkierungen hinterlassen, mit Entfernungsangaben noch in Meilen, das metrische System wurde in Aussie erst später eingeführt.

Bremach Gunbarrel Highway Bremach on Gunbarrel Highway

Gerade wie ein Kanonenrohr, bis zum Horizont, so wollte Lennie seinen Highway haben. Wie schon so oft zuvor, sind wir froh über die geringe Breite unseres Vehikels. Teilweise hat der Track exakt Bremachbreite. Wer genau hinschaut, erkennt auf beiden Bildern die Kamelspuren auf der Mitte des Tracks.

Bremach at Mt. Beadell

Früh am Morgen pilgern wir zum Mount Beadell.

Lennies Theodolit auf dem Mount Beadell.

Blick nach Süden und nach Norden, wo sich der Tack in der Weite der Gibson Desert zu verlieren scheint.

Bremach Gunbarrel washouts

Streckenweise gibt es längere Passagen mit washouts. Fahrzeuge, die bei nassen Bedingungen weiterhin versucht haben voranzukommen, haben hier den Track zerstört, oder er wurde einfach weggeschwemmt. Immer wieder geht es links oder rechts am alten Track vorbei auf neuen Wegen. Insbesondere auf den extremen Waschbrettabschnitten haben entnervte Allradler teilweise vier oder mehr Bahnen nebeneinander gespurt.

Bremach Gunbarrel Spinifex

Gen Westen nimmt der Bewuchs mit Spinifexgras zu. Bei niedrigen Fahrzeugen verstopfen Samen und Stengel die Luftzirkulation des Fahrzeugkühlers und führen nicht selten zu Fahrzeugbränden.

Wilde Kamele entlang des Gunbarrel Highway. Genau genommen sind es natürlich Dromedare, aber bei den Aussies heißen sie Camel. Australien ist heute das einzige Land der Welt mit wild lebenden Tieren dieser Gattung. Die Viecher werden so langsam zur Landplage, man schätzt, das sich mittlerweile 500.000 in den ariden Zonen des Zentrums und West- und Südaustraliens tummeln. Deren Hunger ist beträchtlich und da es nicht viel zu verspeisen gibt, bedrohen sie vielerorts die Vegetation. Man erwägt nun ernsthaft, eine größere Anzahl der Tiere abzuschießen. Kamelfleisch schmeckt übrigens, dies sei nur am Rande erwähnt, ganz ausgezeichnet.

An der Kreuzung zum Gary Highway. Hier kann man nach Norden abbiegen, um auf die Canning Stock Route zu gelangen. Daneben steht ein Kasten mit dem Visitor's Book für den Gunbarrel Highway. Der erste Eintrag im aktuellen Buch stammt aus dem Januar 2001. Dort steht, "It's raining, the road is a river!". Schwere Regenfälle können einem hier eine mehrtägige Zwangspause auferlegen. Die bedauernswerten Autoren dieses Eintrages wurden aber, wohl völlig unerwartet, mitten im Sommer vom kühlen Nass überrascht. Wichtigste Überlebensregel in einem solch seltenen Fall ist, sofort Regenwasser als Trinkwasser zu sammeln.

Verlockende Früchte am Geraldton Bore.

Abendstimmung an der Mungilli Claypan. In der Lounge Bar des 5 Millionen Sterne Hotels nehmen heute nur 5 Gäste Platz. "Too Long in the bush" heißt das Buch von Len Beadell, das mit sehr viel Aussie-Humor die Erstellung des Gunbarrel Highways beschreibt. "Zu lang" ist dabei vermutlich jeder x-beliebige Zeitraum, der ausreicht um beim jeweiligen Individuum das Outback Fieber auszulösen. Wir alle sind voll infiziert.

Weiter gen Westen, tauchen wieder niedrige Sanddünen auf. Deren Bewuchs wird nun dichter und farbiger. Eine sechs Meter lange Caterpillar Kolonne zieht ihren Weg über die Fahrbahn. Nimmt man das Leittier heraus, irren die Nachfolgenden völlig orientierungslos herum. Versucht man es in der Mitte wieder einzusetzen, läuft es sofort in eine andere Richtung und die anderen reihen sich dahinter wieder ein.

Kleine Pflänzchen ringen dem kargen Boden jeden Tropfen ab oder begnügen sich mit dem kleinen bißchen morgendlichen Tau.

Hier malt die Natur in tausend Pastelltönen. Einige Freunde und Reisende, die wir trafen hatten uns abgeraten, Westaustralien und die Wüstengebiete zu besuchen. Andere hatten geradezu euphorisch davon geschwärmt. Wir schließen uns letzterer Gruppe an und werten den Besuch dieser Gegend als eine der schönsten und intensivsten Erfahrungen auf unserer Reise. 

Ende der Trockenzeit, die letzten Wasserlöcher trocknen aus.

Ein Emu überholt erst rechts, und biegt dann links ab in den Busch.

Der Bauernhof Carnegie Homestead ist der äußerste östliche Vorposten der Zivilisation in WA. Von hier kommt noch mal 340km ohne jegliche Besiedlung bis Wiluna. Obwohl die Outback-Reiseführer und auch das Schild an der Hofeinfahrt darauf verweisen, das hier zumindest "basic supplies" erhältlich sind, sollte man sich nicht darauf verlassen. Maritas höfliche Frage, ob man hier Wasser bekommen könne, wurde relativ brüsk zurückgewiesen. "We're not a roadhouse, we have a campground".

Etwas morbide Stimmung an einem Rastplatz 70km westlich von Carnegie. Das letzte verbliebene Wasser in dem kleinen Billabong scheint ungenießbar geworden zu sein, Kangaruh- und Vogelkadaver liegen herum, Verwesungsgeruch liegt in der Luft. Die knorrigen Ghost Gums passen zu Szenerie.

Freuen kann sich der Perentie, Aas ist seine Leibspeise, der Tisch reichlich gedeckt. Er ist der größte der Monitor Lizards. Bis zu 2m lang  kann er werden.

Bremach Wiluna WA

Um ein paar Schräubchen ärmer und eine unbeschreibliche Erfahrung reicher, erreichen wir wieder das Asphaltband, 5km vor Wiluna. Seit den Olgas liegen sechs Tage und 1330km auf dirt roads und tracks, hinter uns. Nach dem Abzweig vom Great Central Highway sind wir nur am dritten Tag zweimal anderen Reisenden begegnet, einer Gruppe dreier wohlbebierbauchter Herren aus WA und einem eiligen Rentnerpaar in ihrem Troopie. Den Rest der Strecke mußten wir nur mit den Fliegen teilen. Wir haben jedes Schlagloch genossen.